Wie sich Zinsenänderungen auf die Geldanlage auswirken Teil 4

Zinserhöhung Immobilie als Kapitalanlage

In meinen Blogbeiträgen im letzten Jahr hatte ich erläutert, warum die Höhe der Zinsen den Wert von Anleihen und Aktien beeinflussen. Hier nochmals kurz zusammengefasst: 

Steigen die Zinsen, ist das negativ für den Wert von Anleihen und Aktien. Im Umkehrschluss wirken sich fallende Zinsen positiv auf Anleihen und Aktien aus.

Die Artikel kannst Du gern hier noch einmal nachlesen:

 

Heute möchte ich aufzeigen, welche Auswirkungen Zinsen auf den Wert von Immobilien haben. Dabei möchte ich zwei Szenarien beleuchten. Zum einen geht es um die selbstgenutzte Immobilie, zum anderen um die vermietete Immobilie, also um eine Kapitalanlage.

1. Kauf einer Immobilie zur Selbstnutzung

Wer eine Immobilie für sich und seine Familie erwerben möchte, wird sich bei seinen Planungen besonders damit beschäftigen, wie hoch die monatliche Kreditrate für die Finanzierung der Immobilie sein darf. Daraus ergibt sich abhängig vom Zinssatz der maximale Kreditbetrag. Ein Vergleich soll den Einfluss des Zinssatzes auf die Kredithöhe verdeutlichen.

Gehen wir davon aus, dass ein Interessent mit einer Kreditrate von 1.500 EUR kalkuliert und die Tilgung bei 2% liegen soll. Bei einem Zinssatz von 1,0%, wie es im Jahre 2021 noch der Fall war, hätte der maximal mögliche Kreditbetrag unter Einhaltung der gewünschten Kreditrate noch bei 600.000 EUR gelegen.

Liegt der Zinssatz hingegen wie aktuell bei 3,5%, so könnte nur noch eine Kredit in Höhe von 327.272 EUR aufgenommen werden. Selbst bei einer Reduzierung der Tilgung auf 1,0% erhöht sich die maximale Kredithöhe nur auf 400.000 EUR. Das führt dazu, dass viele potenzielle Käufer die hohen Immobilienpreise nicht mehr bezahlen können. Nur Kaufinteressenten, die viel Eigenkapital einsetzen können oder wollen, sind noch in der Lage, die hohen Preise aus der Vergangenheit zu zahlen. Und so bleibt den Verkäufern oftmals nichts anderes übrig als Ihre Preisvorstellungen nach unten zu korrigieren. Höhere Zinsen führen also tendenziell zu fallenden Immobilienpreisen. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass in den Zeiten, in denen die Zinsen gefallen sind, die Immobilienpreise auch exorbitant gestiegen sind.

2. Kauf einer Immobilie als Kapitalanlage

In diesem Szenario ist die Renditeerwartung des Investors ein wesentlicher Faktor für die Kaufentscheidung. Und diese ist abhängig von den Alternativen. So war eine Rendite bei einer Immobilienanlage von 2-3% in den Jahren der niedrigen bzw. negativen Zinsen äußerst attraktiv. Allerdings ist das heute anders! Gegenwärtig kann ein Anleger mit sicheren Bundesanleihen ca. 3% Rendite erzielen. Da sollte eine Immobilieninvestition wegen der hohen Anschaffungskosten, dem höheren Verwaltungsaufwand, etc. einen höheren Ertrag bringen. Außerdem werden bei vielen Kapitalanlagen zusätzlich Kredite aufgenommen und nicht nur durch Eigenkapital bezahlt. Damit eine Immobile also für den Anleger interessant ist, muss die Rendite auf mindestens 4-5% steigen. Das geschieht durch niedrigere Kaufpreise und/oder durch steigende Mieten. Beides ist derzeit am Immobilienmarkt zu beobachten. Ein Nebeneffekt ist daher leider, dass diejenigen, die zur Miete wohnen, befürchten müssen, dass Mieten weiter steigen.

Fazit

Wie in beiden Szenarien zu erkennen ist, wirken sich höhere Zinsen ebenfalls negativ auf die Immobilienpreise und auf die Mieten aus. So sehr steigende Zinsen zunächst für Freude bei den Sympathisanten von Sparkonten und von Festgeldern gesorgt haben mag, so zeigt sich doch, dass bei umfangreicherer Betrachtung die negativen Folgen überwiegen. Von daher ist der Trend der letzten Monate, dass die Zinsen nicht mehr steigen und sogar schon angefangen haben zu fallen, positiv zu bewerten.

Möchtest Du die aktuelle Situation am Kapitalmarkt und die Auswirkungen für Deine Geldanlagen persönlich besprechen, komme gern jederzeit auf mich zu. 

Wir beraten Dich gern!

Steffen Schneider

Bankbetriebswirt / European Financial Advisor
Facebook
Twitter
LinkedIn

Letzte Beiträge